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Totgeburt

Über den Hern Gerd Gebhardt, den Chef der deutschen Phonoverbände, habe ich ja bereits in einem anderen Beitrag (zum Echo 2004) etwas geschrieben. Nun macht er wieder, so ein wenig, Schlagzeilen - diesmal mit dem Downloadangebot der deutschen Phonoindustrie: Phonoline.



Phonoline soll den illegalen P2P-Tauschbörsen Paroli bieten und gute Qualität und aktuelle Songs zu vertretbaren Preisen liefern. Gestartet ist das ganze nach mehrjährigem Gerangel und Gezerre letztendlich auf der diesjährigen CeBiT (wobei Kanzler Schröder nicht den 'ersten' Download machen durfte, nachdem ihn die GEMA davor gewarnt hat, eine 'illegale' Handlung zu vollziehen - die Streitigkeiten zwischen der GEMA und der Phonoindustrie sind noch nicht ganz beigelegt).

Dabei ist Phonoline nicht wirklich der Anbieter der Songs - das machen Downloadportale wie Eventim Music (jeder Download 99 €-Cent, ob dir das Lied gefällt oder nicht) oder Popfile, welche die technische Plattform von Phonoline nutzen.

Spiegel Online hat sich nun mal das aktuelle Angebot angeschaut und war schwer erschüttert: Von den Top-Ten Singles war gerade mal die Hälfte verfügbar, bei den Top-Ten Alben waren es sogar nur zwei. Wer also aktuelle Hits haben möchte, kommt bei Phonoline nur begrenzt weiter (Madonna = 0 Songs, Robbie Williams = 0, Grönemeyer = 0, Beatles = 0, Die Ärzte = 0, Die Toten Hosen = 0, usw. usf.) und wird wohl weiter die illegalen Quellen nutzen.

Und jetzt dir Gründe warum das Modell nicht funktionieren wird:
1. Geschützte mp3-Files. Das sagt eigentlich schon alles. Um die Songs anzuhören, muss ein spezieller MV-Manager installiert werden. Ich zahle also für einen Song, mit dem ich danach nicht das tun kann, was ich will und was ich z.B. mit einer gekauften CD hätte tun können, wie z.B mit auf eine Party nehmen, um dort Musik zu machen.

2. Die Tracks die du bei popfile kaufst kannst du 5 mal auf CD brennen und 5 mal auf portable Player übertragen.
Vergesst es, Jungs! Da würde ich mir, wenn schon, doch lieber die Original-CD kaufen. Ach so, das wollt ihr ja gerade? Na, dann tut wenigstens nicht so, als ob ihr das Internet als neuen Vertriebskanal nutzen wollt.

Letztendlich soll ich für eine technisch minderwertige Kopie, welche einen geringeren Funktionsumfang bietet, satte 99 €-Cent löhnen. Klar. Träumt weiter. Nur, weil DRM möglich ist, heisst nicht, dass man es nutzen muss, liebe Phonoindustrie. Wenn der Download-Song derart kastriert ist, dann sind 99 €-Cent einfach ein wenig hoch gegriffen.

Liebe Phonoindustrie: Qualität hat ihren Preis. Und wenn der Konsument den Preis nicht zu zahlen bereit ist, könnte es an der Qualität liegen und nicht am Konsumenten.

Dasselbe gilt übrigens auch für die 'echten' Tonträger.

Nachtrag 040406:
Die BMG (fünftgrösste Plattenfirma der Welt) "machte vergangenes Jahr 110 Millionen Euro Gewinn und hatte gerade das erfolgreichste erste Quartal der Firmengeschichte. (...) Schon in den Wochen zuvor hatten auch andere Zahlen die krisengeplagten Musikbosse plötzlich wieder lächeln lassen: Der jahrelang schrumpfende US-Musikmarkt wuchs im vierten Quartal 2003 kräftig um 10,5 Prozent. Der britische Albummarkt legte über das ganze Jahr 2 Prozent beim Umsatz zu. Und auch Rekordverkäufe werden wieder gemeldet: Das neue Album der Jazz-Chanteuse Norah Jones verkaufte sich in den Vereinigten Staaten allein in der ersten Woche rund eine Million Mal, die neue CD von Usher knapp 1,1 Millionen Mal." (Quelle: Spiegel Online)

In 2002 hat BMG übrigens 125 Millionen Gewinn gemacht.

Man kann das Gejammere der Musikindustrie wirklich nicht mehr hören. Jedes Jahr werden Millionengewinne eingefahren, und nur, weil mal der Gewinn ein paar Millionen kleiner ist, wird der Konsument zum Kriminellen erklärt und die ganze Welt ist Schuld, aber um Gottes Willen, doch nicht etwa die wirtschaftliche Lage oder gar das Angebot!

Zum Erbrechen.
 

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