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Kunstsex
Im aktuellen Kultur-SPIEGEL (ja, ich bin bekennender Abonnent, immerhin weiss ich dann, wie ich die Mittagspause am Montag überstehe) gibt es einen erfrischend geschriebenen Artikel über "Die neue Sex-Offensive in der Kunst".

Da stellt sich mir zunächst natürlich die Frage, wieso das Wörtchen "neu" in diesem Zusammenhang bemüht wird. Nackte Tanten auf Bildern aller Art und in (modernen) Theateraufführungen gehören doch schon seit Jahrzehnten einfach dazu, aber anscheinend habe ich mal wieder nicht mitbekommen, das quasi jede neue Lulu-Inszenierung einen Neuanfang darstellt.
Auch die Autorin des Artikels stellt sich gegen die Bezeichnung "neu" und führt das gehobene Bewusstsein (Und hatten wir nicht gerade noch die Rückkehr ins private und die neue Prüderie? War das nicht letztes Jahr?) darauf zurück, dass wir einfach in medial-beschleunigten Zeiten leben. Schon immer machte der eine lieber dieses, der andere jenes, nur wird jetzt offenener darüber berichtet und der Schwerpunkt der Berichterstattung verschiebt sich schneller.

Eine These des Artikels ist "Pornographie langweilt" und der Grund ist schnell ausgemacht: "Ich habe ein entspanntes Sexleben und einen Internet-Zugang". Sex auf Plakaten für Theateraufführungen, Sex in Werbeanzeigen - all das ist doch sehr alltäglich geworden. Sicher, die Fa-Werbung ziehe ich mich immer wieder gerne rein, aber kaufen werde ich das Zeug deswegen nicht. Es hilft mir aber, um über die Werbepausen hinwegzukommen und das ist ja auch was wert. Nur halt nicht für die Firma, die mir das eigentlich verkaufen will.

Bei Sex in der Kunst- und Literaturszene sind die letzten Hemmungen sowieso schon lange gefallen. Hier punktet die Autorin mit einem lapidaren "Einige Künstler behaupten aus Gewohnheit, es handele sich dabei um einen politischen Akt". Besser kann man es nicht ausdrücken.

Ich traue mich ja schon seit längerem nicht mehr zu "Neuinszenierungen" ins Theater, weil ich nach der ersten Nackten neben einem Kerl im SS-Outfit vermutlich nur noch "MEIN GOTT WIE ORIGINELL!" schreiend herauslaufen würden. Und ich möchte den Dauerkartenbesitzern und SS-Outfit-Fetischisten nicht den Spass verderben.
Da ist doch nichts mehr originell. Wie nackt kann Lulu denn noch auf der Bühne sein? Das ist doch alles schon ausgelutscht, es geht doch nur noch darum, ob sie gleichzeitig den Stahlhelm tragen muss oder nicht.

Add 040229: Als hätte ich es geahnt, schreibt der Spiegel Online folgendes über die aktuelle Lulu-Produktion:
Mehr nackte, unbeholfene Männer gab es wohl selten auf der Thalia-Bühne, lustlosere Kopulation auch nicht.
 

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